Alice Bahra ist Keramikerin. Viele Jahre arbeitete sie mit Ton, einem natürlichen Material zur Herstellung von Gefäßen. Jeder Gegenstand aus Ton wird als Einzelstück gefertigt. Die Stücke wiederholen sich so je nach Auflage oder Nachfrage. Im Laufe der kunsthandwerklichen Arbeit begann Alice Bahra irgendwann damit, ihre Gefäße zu zerschneiden, zu schachteln, zu türmen und zu bauen. Die Kannen, Vasen, Tassen, Becher wurden körperlicher, ihre Substanz zum plastischen Material, sie nahmen Raum ein, behaupteten sich im Raum. Die Körper fingen an, sich auf der Fläche zu bewegen. Die Geschirrteile auf einem Tablett wirkten nun wie Figuren auf einem Spielfeld oder wie Architektur auf einem Grundriss. Mit der Entscheidung, vom farbigen Ton überzugreifen auf weißes Porzellan, das nicht mehr modelliert, sondern gegossen wird, erschloß sich für Alice Bahra die Produktion mit den Mitteln der Reproduktion. Das Modell wurde zum Modul. Die freie bildhauerische Arbeit trat neben die gewohnte Praxis.