Rund zwölf % der gesamten Fläche der ehemaligen DDR waren Sperrgebiete. Sie waren alltäglich und überall präsent. Es gab rätselhafte Geschichten und Vermutungen über das, was in den Sperrgebieten stattfand und niemand sollte sie unerlaubt betreten. Die Folgen konnten fatal sein. Die NVA (Nationale Volksarmee) und die GSSD (Gruppe d. sowj. Streitkräfte) hatten die größten Flächenanteile. Nach dem Ende der DDR wurden die meisten von ihnen aufgelöst. Die stationierten Truppen zogen sich aus den Gebieten zurück. Landschaft blieb, die nun durch Munitionsreste und chemische Stoffe großflächig kontaminiert ist. Hunderte Hektar bodenverseuchtes Land, das zum Naturschutzgebiet geworden ist, weil kein Mensch gefahrenfrei dieses Land betreten kann. Betonierte Plätze und Wege, Gebäude, die verrotten, da sie der Natur überlassen wurden. Geschehenes wird überdeckt, Vergangenes wird zur Erzählung. Erinnerungen bleiben, Wahrheiten kommen zu Tage und werden wieder verdeckt. Es gibt kein klares Gut und Böse, aber es sind Dinge geschehen, die einem den Atem nehmen. Eine absolute Wahrheit ist nicht zu definieren. Zu viele verschiedene Wahrnehmungen lassen das Geschehene unscharf werden.
Für GEHEIMES LAND erkundete Anne Heinlein die ehemaligen Sperrgebiete der NVA und GSSD. Sie recherchierte in den Akten der Staatssicherheit der DDR, sprach mit Zeitzeugen und durchstreifte die Sperrgebiete. Dabei lief ich durch dichten Wald, vorbei an Wegen, still gelegten Bahndämmen, über ehemalige Truppenübungsgelände, kletterte in alte zum Teil verfallene Gebäude und Bunker, um Spuren zu finden. Weitläufige Areale, die wie ein eigenständiges Land undurchdringbar erscheinen. Dabei sind großformatige, schwarz-weiße Fotografien der Sperrgebiete entstanden. Bilder von bedingungslosem Wald, dichtem Gestrüpp oder Unterholz. Naturbühnen, die Räume aufmachen, die es zu füllen gilt und die Natur zeigen, die das Geschehene und deren Zeiten überdecken.
Daneben stehen farbige Fotografien von Oberflächen mit abgeblätterter Farbe oder alter Tapete, die in den verrotteten Bauwerken entstanden sind und als Spur von der vergangenen Zeit erzählen, Stillleben leerer Patronenhülsen, Essensbehälter oder Gasmasken, die zu Relikten werden, Reproduktionen aus schulischem Soldatenlehrmaterial, die von Kriegs- und Kampfstrategien erzählen und Dokumentationsbilder aus den Akten der Staatssicherheit der DDR, die vielfältige Berichte mit Tatortdokumentationen zeigen und von Soldaten erzählen, die mit Waffen in Bunkern und Panzern für den Ernstfall trainierten, um dazu ausgebildet zu werden, dem Staat im Krieg zu dienen. Sie wurden geformt, gedrillt und eingesperrt. Einige wurden verletzt, verunglückten und starben dabei, andere wurden erschossen. Die das nicht Aushalten konnten, nahmen sich das Leben. Andere veränderten sich, passten sich an. Wieder Andere übten Macht aus, die sie durch ihre Rolle innerhalb des Sperrgebietes erlangten und demütigten andere Menschen. Die Akten scheinen uferlos und waren damals streng geheim.
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