07.09. – 20.10.2024
Öffnungzeiten
Mittwoch – Sonntag
13.00 Uhr – 18.00 Uhr
Die Ausstellung PHANTOM POWER von Filip Markiewicz ist eine künstlerische Erkundung, die sich in einer neuen Serie von Werken entfaltet, die sich mit der Geschichte der Kunst, des Kinos und der Popkultur auseinandersetzen. In einer zeitgenössischen Welt, in der die Grenzen zwischen den Disziplinen zunehmend verschwimmen, produziert Markiewicz, einen Dialog zwischen verschiedenen visuellen Universen, der an das Konzept der „Flüssigkeit“ erinnert, das dem Soziologen Zygmunt Bauman so wichtig war.
In diesem multipolaren Raum funktionieren die Werke von Markiewicz wie ein „multiverselles Videospiel“, in dem sich virtuelle und physische Realitäten überlagern und miteinander verschmelzen. Dieser Prozess erinnert an die Simulakrum-Theorie von Jean Baudrillard, bei der die Unterscheidung zwischen Realität und ihrer Darstellung verschwimmt oder gar nicht mehr existiert. In einem Ozean der Künstlichen Intelligenz fügen sich die Werke von Markiewicz in diese Logik ein, in der die Technologie unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit neu konfiguriert und parallele Welten schafft, die sich über unsere eigene Realität legen.
Für die Ausstellung im Kunstraum Potsdam hat Markiewicz eine Serie neuer Ölgemälde geschaffen, die mit verschiedenen künstlerischen Strömungen, vom surrealistischen Kino über den amerikanischen Realismus bis hin zur Renaissance-Malerei, in Dialog treten. Jedes Werk wird so zu einem Knotenpunkt von Referenzen, einem Raum, in dem sich künstlerische Traditionen begegnen und verwandeln. Diese Herangehensweise erinnert an das Konzept der „Intertextualität“, das von Julia Kristeva entwickelt wurde, wonach jeder Text (oder in diesem Fall jedes Werk) ein Gewebe aus Zitaten, Einflüssen und Referenzen auf andere Texte darstellt.
Die Anspielung auf die Renaissance-Malerei führt einen Dialog mit klassischen Vorstellungen von Schönheit, Proportion und Harmonie ein, indem sie diese in den zeitgenössischen Kontext des Hyperpop überträgt. Diese musikalische und ästhetische Strömung, die sich durch visuelle und akustische Intensität, eine Übersättigung von Farben und Formen auszeichnet, entspricht dem, was Markiewicz als ein „flüssiges Hyperpop-Universum“ bezeichnet. Es handelt sich um eine Ästhetik, in der sich alles verwandelt und vermischt, in der sich die visuellen Codes der Renaissance in einer postmodernen Kakophonie auflösen, die an Michel Foucaults Werk über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Wissen und Macht, zwischen Altem und Neuem erinnert.
So sind die Werke von Filip Markiewicz, die in der Ausstellung PHANTOM POWER gezeigt werden, nicht einfach autonome künstlerische Schöpfungen, sondern tiefgehende Reflexionen darüber, wie Kunst, Kino und Popkultur in unserer multipolaren und technologisch fortgeschrittenen Welt interagieren. Sie laden den Betrachter ein, in ein ästhetisches Multiversum einzutauchen, in dem jede Referenz, jedes Bild, jeder Klang
gleichzeitig vertraut und fremd, stabil und flüssig ist, und so die postmoderne Bedingung widerspiegelt, in der Vergangenheit und Gegenwart in einer schwindelerregenden Simultaneität verschmelzen.
Der Begriff „Phantom Power“ bezieht sich ursprünglich auf eine Technik, die hauptsächlich im Audiobereich verwendet wird, um Kondensatormikrofone über das Anschlusskabel mit Strom zu versorgen, ohne dass eine zusätzliche externe Stromquelle erforderlich ist. In diesem Kontext könnte der Titel symbolisch für die unsichtbaren, aber präsenten Einflüsse stehen, die Markiewicz in seiner Arbeit untersucht.